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Wenn das Kreativ-Kraftwerk Gideon Koval seine Energie in ein neues Projekt steckt, muss man neugierig werden. 

Ronnie Herbolzheimer

„Seth Gecko“ heißt das Projekt, „From Elsewhere“ das Produkt. Seth Gecko, das war doch der ultrabrutale, ultracoole Raubmörder in „From Dusk Till Dawn“? Die Jungs von der Band schauen allerdings bedeutend freundlicher drein – Hipsters und Hippies.

„From Elsewhere“ gibt´s auf Vinyl und als Download (mit drei Bonustracks), sozusagen die Flanken der konservierten Musik, die CD in der Mitte fehlt, obgleich sie vermutlich dem mutmaßlichen Zielpublikum der Band… Soll sein.

Also, eine neue Band? Jein, an der Produktion von „From Elsewhere“ wurde drei Jahre lang gearbeitet, mit drei verschiedenen Aufnahmetechnikern – der finale Soundregisseur war dann Gideons Bruder Dominik.

Also, neue Musiker? Jein, die Herren sind alle um die Vierzig, wollen keine Profis sein oder werden (proben aber wöchentlich und gezielt). Gideon Koval hat sich dem Sänger Walter Kodet, den beiden Gitarristen David Reibenschuh und Rico Windisch, Bassist Robert Petschmann und Keyboarder Markus Zach als Schlagzeuger angeschlossen. Vielleicht hat er die Band aber auch gekapert – wie der originale Seth Gecko die Familie Fuller samt Wohnmobil. Gekapert? Insoweit als er bei sechs der acht Titel auf der LP als Komponist und Texter genannt wird. Wie setzt ein wahrer Steirer sein Weltbild in Texte um? Auf Englisch natürlich.

Was gibt´s denn zu hören? Klassischen Hard oder Heavy Rock. Denkt euch „Lynyrd Skynyrd“ minus 1 Stück Gitarrist, denkt euch „Steamhammer“ minus Saxophongegurgel, und Ihr habt eine vage Ahnung von dem, was hier ertönt. Deftige Gitarrenriffs, viel Soloarbeit, aber ohne nervige Etüdenraserei, fetter Bass, fettes Schlagzeug, Keyboardteppiche und abwechslungsreicher Gesang, Sixties-Mehrstimmigkeit. Nicht ohne Humor, so sind die Elvis-und-Whitney-Huston-Zitate im Bonus Track „Dance“ wirklich ein guter Gag 

Die LP beginnt mit „Shopping Center”, slow und heavy, ein Paukengewitter vom Schlagzeug in den Breaks, „Ahah“-Chöre. Es folgt „Desolate Band“, sehr getragen, mit Blues-Feeling.

„Tonight“, stark durcharrangiert, Telephonstimme, Falsetttöne mit Gillan-Touch, Wahwah-Gitarre, Bollerbass – 1970 lebt. „Izzy Day“ – Bowie meets Krautrock. „Once“ – noch mehr Gillan und mehr als ein Hauch von frühem „Deep Purple“. „Holy Barbara“, dominiert von dickem Chor – klingt als sänge ein ganzes Stadion. „Stay“ beginnt mit einem verzerrten Rhodes, dem man auch im Rest des Songs mehr Raum hätte gönnen dürfen. „Railway“ lebt von seinen heftigen Gitarrenriffs als Kontrast zu riff-artigen Chören.

Die Produktion ist sehr gut, kraftvoll, aber transparent, die Songs kommen im Breitwandformat aus den Lautsprechern. Aufgenommen wurde nach Old School-Methode – die Band live und zusammen, lediglich der Gesang anschließend darüber. Nur auf diese Art wird es so kompakt.

Womit wir wieder beim originalen Seth Gecko wären, der ja nach all seinen Abenteuern Sieger bleibt und sich mit der Beute davonmacht.

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